Lehm ist ein jahrtausendealtes und vielseitiges Baumaterial, das sich durch seine natürliche Beschaffenheit und ökologischen Vorteile auszeichnet.
Lehm besitzt eine Reihe von Eigenschaften, die ihn als Baumaterial für Fachwerkhäuser prädestinieren. Zum einen ist er ein natürlicher Rohstoff, der lokal verfügbar und leicht abbaubar ist. Dadurch werden Transportkosten und -emissionen reduziert, und es entsteht ein ökologisch sinnvolles Produkt. Lehm ist zudem ungiftig, recyclingfähig und kompostierbar.
Ein weiterer Vorteil von Lehm ist seine Fähigkeit, Feuchtigkeit zu regulieren. Lehm nimmt überschüssige Feuchtigkeit aus der Raumluft auf und gibt sie bei Bedarf wieder ab. Diese natürliche Regulation trägt zu einem gesunden Raumklima bei und verhindert Schimmelbildung. Die hohe Wärmespeicherfähigkeit von Lehm sorgt zudem für eine gleichmäßige Temperaturverteilung und für ein angenehmes Wohnklima.
Die Lehm-Mischung für Fachwerkhäuser kann je nach Region und Verfügbarkeit der Rohstoffe variieren. Häufig wird der Lehm mit Stroh, Sand oder anderen organischen Materialien gemischt, um die gewünschten Materialeigenschaften zu erreichen. Die Mischung beeinflusst sowohl die Wärme- und Schalldämmung als auch die Festigkeit, Elastizität und Haltbarkeit der Gefache.
Die Verarbeitung von Lehm als Baumaterial für Fachwerkhäuser erfolgt in der Regel in drei Schritten. Zuerst wird der Lehm ausgehoben und von Verunreinigungen befreit. Anschließend wird er mit Wasser, Stroh und gegebenenfalls weiteren Zuschlagstoffen gemischt, bis eine homogene Masse entsteht. Diese Masse wird dann in die Gefache eingebracht und anschließend getrocknet.
Fachwerkhäuser mit Lehmgefachen bieten eine hohe Lebensdauer, vorausgesetzt sie werden instand gehalten. Regelmäßige Wartung und Schutzmaßnahmen gegen Feuchtigkeit sind entscheidend. Durch das Verwenden von geeigneten Materialien, wie etwa atmungsaktiven Anstrichen oder Verputzen, wird die Langlebigkeit des Lehms und der gesamten Fachwerkkonstruktion gewährleistet.
Im Laufe der Zeit wurden verschiedene Techniken entwickelt, um die Gefache von Fachwerkhäusern mit Lehm zu füllen. Dazu zählen das Ausstampfen der Lehm-Stroh-Mischung, das manuelle Einbringen der Masse in die Gefache sowie das Spritzen der Lehm-Mischung auf das Fachwerk. Jede Methode hat ihre Vor- und Nachteile hinsichtlich Arbeitsaufwand, Optik und Materialeigenschaften.
Die Verwendung von Lehm als Baumaterial für Fachwerkhäuser hat jedoch auch einige Herausforderungen. Eine der größten Schwierigkeiten ist die Trocknungszeit, die abhängig von den verwendeten Materialien und den klimatischen Bedingungen längere Zeit betragen kann.
Lehm wurde im 20. Jh. häufig durch andere Materialien wie Beton oder Gips ersetzt, er erfährt aufgrund seiner ökologischen und bauphysikalischen Eigenschaften Vorteile eine Renaissance. Insbesondere im Bereich des nachhaltigen und ökologischen Bauens wird Lehm geschätzt. Darüber hinaus ermöglicht der Einsatz von Lehm in Kombination mit innovativen Bautechniken die Errichtung von energieeffizienten Gebäuden, die den heutigen Anforderungen an Komfort und Energieeinsparung gerecht werden.