Seit dem Mittelalter wurden die meisten Fachwerkbauten in Mitteldeutschland entweder in Ständerbauweise oder in Stockwerkbauweise errichtet. Bis um 1470 war der Ständerbau (bisweilen auch Geschossbau genannt), das vorherrschende Konstruktionsprinzip. Der Übergang zum Stockwerkbau (bisweilen Rähmbau genannt), vollzog sich bis um 1580. In einigen Regionen finden sich Ständerbauten bis ins 19. Jh.
Alle Holzkonstruktionen im Fachwerkbau werden im Verlauf der Zeit zum Schutz vor Feuchtigkeit häufig auf einen erhöhten Sockel gesetzt. Dreiecksbildungen durch die Verstrebungen und Kopfbänder stabilisieren die Wandflächen oder ganze Raumgefüge. Diese aussteifenden Konstruktionen werden stetig weiter entwickelt und erhalten vermehrt eine Schmuckfunktion.
Die Ständer reichen von der Schwelle des Erdgeschosses bis unter das Dach. Die Deckenbalken sind entweder auf die Riegel aufgelegt oder mit den Ständern verzapft beziehungsweise durchgezapft. Diese Bauweise wird auch Geschossbauweise genannt, weil der Deckenbalken in einigen Hauskonstruktionen durch den Ständer durchgezapft wird, was in der Fachsprache „geschossen“ genannt wird. Daraus leitet Sich das Wort »Geschoss« für Etage ab, das heute unabhängig von der Konstruktionsform eines (Fachwerk)Hauses verwendet wird.
Stockwerkbau
Beim Stockwerkbau reichen die Ständer nur noch über jeweils ein Stockwerk. Jede Wandkonstruktion eines Stockwerkes beginnt unten mit der Schwelle und wird oben mit einem horizontalen Rähm abgeschlossen. Die Stockwerke werden dabei einzeln abgezimmert und übereinander errichtet, was Transport, Abbund und den Aufbau vereinfacht. Zudem besteht so die Möglichkeit, obere Stockwerke über den darunterliegenden vorkragen zu lassen. Diese „Auskragungen“ verleihen vielen Straßenfassaden ihr charakteristisches Aussehen.
Pfostenbau
Der Pfostenbau im Fachwerk ist eine historische Bauweise, die durch ihre Technik der tiefen Verankerung von Pfosten im Boden gekennzeichnet ist. Diese Methode bietet eine hohe Stabilität, ist jedoch anfällig für Feuchtigkeitsschäden. Im Vergleich zu anderen Bauweisen wie dem Ständerbau und dem Stockwerksbau bietet der Pfostenbau vor allem den Nachteil, dass er anfällig für Feuchtigkeit ist und daher nur in seltenen Fällen über längere Zeiten erhalten blieb. Trotzdem bleibt der Pfostenbau ein faszinierendes Beispiel für die Handwerkskunst und die handwerklichen Fähigkeiten vergangener Epochen.