Fachwerkhäuser prägen bis heute viele Regionen in Deutschland und sind dank ihrer regional unterschiedlichen Erscheinung ein wichtiger Baustein der lokalen Identität vieler Städte und Dörfer.
Beim Fachwerkbau handelt es sich um eine Skelettbauweise aus einem tragenden hölzernen Gefüge aus senkrechten Ständern, die mit Holzriegeln verbunden und mit diagonalen Streben statisch stabilisiert werden. Die Zwischenräume (Gefache) werden traditionell mit einem verputzten Holz-Lehm-Geflecht oder mit Mauerwerk ausgefüllt.
Die Vorläufer der Fachwerkbauten waren einfache Hütten, bei denen die Pfosten in die Erde eingegraben wurden (Pfostenbauten). Mit Lehm verputztes Flechtwerk bildete die Wände. Da die Pfosten in der Erde schnell faulten, wurden sie später auf Schwellbalken oder Steine gesetzt. Durch die veränderte Konstruktion mussten die Wände besser gesichert werden, damit sie nicht umfielen. Hier beginnt die Geschichte des Fachwerkbaus. Im Laufe der Jahrhunderte haben sich unterschiedlichen Konstruktionsprinzipien (Ständerbau und Rähmbau) sowie eine Vielzahl verschiedener Zierformen an Hölzern und Gefachen herausgebildet.


Erstmals wurde Fachwerk als Bauweise bereits 1. Jahrhundert v. Chr. von dem römischen Architekten Marcus Vitruvius Pollio (Vitruv) beschrieben. Im Mittelalter wurde Fachwerk weiter genutzt, auch wenn sich dazu wenige Quellen erhalten haben (z.B. Reste von Fachwerkgebäuden im Schloss Romrod aus der Zeit um 1180d). Die Blütezeit des Fachwerkbaus in Deutschland reichte vom 14. bis zum 17. Jahrhundert. Zu dieser Zeit wurden die Gebäude oft repräsentativ gestaltet, um den Status der Eigentümerfamilie sichtbar zu machen. Beispiele für diese Art von Fachwerkhäusern finden sich in vielen Städten und Dörfern entlang der deutschen „Fachwerkstraßen“ von Alsfeld bis nach Zeil am Main.
Im 18. und 19. Jahrhundert kam Fachwerk aus der Mode da der Barock, das Rokoko und später der Klassizismus das Aussehen massiver Bauten bevorzugten. Jedoch wurden Fachwerkbauten weiterhin errichtet, aber so verkleidet, dass sie wie Massivbauten wirkten.
Erst im ausgehenden 19. Jahrhundert wurde Fachwerk erneut beliebt und wurde als aufwändige Zierform an historistischen und an Jugendstilgebäude wieder sichtbar.
Mit wenigen Ausnahmen (z. B. Haus Meyer-Kuckuk, 1967 in Bad Honnef) endete mit dem Beginn der klassischen Moderne der Bau von Sichtfachwerkgebäuden. Seit einigen Jahrzehnten führt die Freude am Erscheinungsbild von Fachwerkhäusern dazu, dass Holzbretter auf Fassaden geschraubt oder Fachwerkstrukturen auf Wärmedämmsysteme aufgemalt werden, um Fachwerk zu imitieren („Fake-Fachwerk“).